–  Medienmitteilung

Verhütung – Wer das Geld hat, hat die Wahl

In der Schweiz hängt die Wahl des Verhütungsmittels vom persönlichen Einkommen ab. In Krisen sind Armutsbetroffene von privaten Spendengeldern abhängig, um verhüten können. Dies zeigt die Nutzung des durch die Glückskette finanzierten Projektfonds während COVID-19. Verhütung als Privatsache verunmöglicht es Personen in prekären finanziellen Verhältnissen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Deshalb publiziert SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ den Projektbericht gemeinsam mit einem Film zum Weltverhütungstag vom 26. September und fordert die politischen Eintscheidungsträger*innen zum Handeln auf: Alle, auch Armutsbetroffene, sollen frei über ihre Verhütung entscheiden können.

Langfristig sichere Verhütungsmethoden sind teuer. Die Investition sprengt das Haushaltsbudget von Personen in prekären Verhältnissen, auch wenn eine langfristige Methode ihre Wahl wäre. Dies obwohl langfristige Methoden über längere Zeit kostengünstiger sind. Im Kontext der Covid-19-Pandemie hat sich die Situation vieler Personen und Familien noch verschärft. SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ hat deshalb in Zusammenarbeit mit der Glückskette einen Fonds zur Verfügung gestellt, mit dem durch COVID-19 Armutsbetroffene finanziell unterstützt und der Zugang zu den Verhütungsmitteln ihrer Wahl gewährleistet wurde. Zwei Drittel der eingereichten Gesuche betrafen Familien.

Die Resultate haben gezeigt: Die Schweiz braucht eine nachhaltige Lösung in der Verhütung, die dem Grundsatz der UN-Agenda 2030 „Leaving no one behind“ gerecht wird. Nationalrätin Léonore Porchet und das Co-Präsidium der parlamentarischen Gruppe für sexuelle Gesundheit und Rechte haben ein Postulat eingereicht. Derer Bundesrat wird damit beauftragt, einen Bericht zum Zugang zur Verhütung in der Schweiz während der COVID-19 Pandemie vorzulegen und Lösungsvorschläge zu präsentieren: Damit alle, auch Armutsbetroffene, Zugang zur Verhütung haben.

Der Zugang zur Verhütung ist wichtig, denn er trägt sowohl zur Gesundheitsförderung, als auch zur Stärkung der Position der Frauen bei: in persönlicher, familiärer, beruflicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Fehlende Verhütung hingegen ist eine Gefahr für die eigene Gesundheit und erhöht das Risiko ungewollter Schwangerschaften. Die parlamentarische Versammlung des Europarats hat Ende Juni in einer Resolution (2331 / 2020) die Staaten aufgefordert, den Zugang zu verbessern. Verhütung soll als wesentliche Gesundheitsdienstleistung und als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung behandelt werden. Auch der Expert*innenausschuss, der die Umsetzung der UNO-Frauenrechtskonvention überprüft, ruft in seinen neuen Leitlinien zu CEDAW (Committee on the Elimination of Discrimination against Women) und Covid-19 die Staaten dazu auf, Dienstleistungen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit inklusive Verhütungsmittel, wenn nötig kostenfrei, bereitzustellen.

Zum World Contraception Day am 26.09.2020 richtet sich SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ deshalb mit einem Video an die politischen Entscheidungsträger*innen. Es ist Teil der Kampagne «Because she counts» von Countdown 2030 Europe. Wir fordern einen rechtebasierten und barrierefreien Zugang zu Verhütung für alle; in der Schweiz und im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit. Politiker*innen sind aufgefordert, jetzt zu handeln.

Medienmitteilung (PDF)