Weshalb nennen wir unsere Pronomen in den Signaturen?
Vielleicht ist Ihnen in einer E‑Mail-Signatur von SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ schon einmal die Angabe des Pronomens aufgefallen. In der Schweiz werden offiziell nur zwei Geschlechter anerkannt (Zivilstand). Wir verwenden das «sie» Pronomen für die Personen, die wir als Frauen lesen und das «er» Pronomen für jene Menschen, die wir als Männer lesen. In der Realität gibt es weit mehr als nur zwei Geschlechter.
Die Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt
Es gibt
Personen, deren Geschlecht aus medizinischer Perspektive, d.h. rein körperlich betrachtet und nach aktuell geltenden medizinischen Normen, nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden können (Intergeschlechtlichkeit, Variationen der Geschlechtsmerkmale). Intergeschlechtlichkeit kann, muss aber nichts mit der eigenen Geschlechtsidentität zu tun haben.
- Personen, die bei Geburt einem der binären Geschlechter zugeordnet wurden, sich aber nicht ganz dem zugeordneten oder einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen (trans Personen)
- Personen, die sich nicht in dieser Zweigeschlechtlichkeit verorten (nicht-binäre Personen)
- Personen, die sich zeitweise einem Geschlecht zugehörig fühlen und zeitweise einem anderen (genderfluid) oder beiden gleichzeitig (bigender Personen)
- Personen, deren Geschlechtsidentität neutral ist (neutrois) oder die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen (agender)
Unser Geschlecht kennt also viele Varianten (Identitäten und Ausdrücke). Das Gefühl, einem Geschlecht, mehreren Geschlechtern oder keinem Geschlecht anzugehören, wird als «Geschlechtsidentität» bezeichnet. Es ist nicht möglich, die Geschlechtsidentität einer Person aus ihrem Aussehen, ihrem Zivilstand oder ihrem Vornamen abzuleiten. Die Anerkennung der geschlechtlichen Vielfalt sind Teil der sexuellen Rechte und gehört zu unseren Grundwerten: Das Recht auf Gleichstellung.
Die Angabe von Pronomen zeigt an, wie eine Person angesprochen werden möchte.
Was wollen wir mit dem Pronomen in der Signatur erreichen?
- Anderen einen Hinweis geben, mit welchem Pronomen wir angesprochen werden wollen.
- Die Angabe des Pronomens normalisieren, um aufzuzeigen, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt.
- Sensibilisieren, dass wir das Geschlecht der Person nicht am Vornamen kennen können.
Wie ist unsere Ansprache?
Wir wenden uns an Personen, deren Geschlechtsidentität uns nicht bekannt ist, wie folgt.
Anredeformeln:
- Guten Tag Vorname Nachname
- Sehr geehrte*r Vorname Nachname
- Liebe*r Vorname oder Liebe*r Vorname Nachname
- Hallo Vorname oder Hallo Vorname Nachname
Wir sprechen die Personen, deren Geschlechtsidentität wir kennen mit ihrem gewünschten Pronomen an. Im Englischen gibt es für nicht-binäre Personen die Pronomen «they/them». Im Deutschen, Französischen und Italienischen gibt es derzeit keine einheitliche Regelung. Angaben in Deutsch können sein «dey», «em», «hen», «kein Pronomen» und viele weitere Varianten.
- Dey wird noch heute zurückrufen.
- Hen hat den Text gerade geschickt.
- Möchte em nicht auch noch kommen?
- Vorname Nachname wird an der Sitzung protokollieren (kein Pronomen)