–  Medienmitteilung

Verhütung – eine Frage des Budgets ?

«Vulnerable Personen können ihre Verhütung nicht frei wählen. Das ist ein Spiel mit ihrer Gesundheit.», erklärt Jacqueline Fellay, Co-Präsidentin von SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ, an der heutigen Generalversammlung. Jede Person soll die Möglichkeit erhalten, sich frei und informiert für eine Verhütungsmethode zu entscheiden, die ihr entspricht.

Die Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit informieren kostenlos über das gesamte Spektrum der Verhütungsmethoden und ermöglichen damit eine informierte Wahl. Ausserdem trägt die ganzheitliche Sexualaufklärung in der Schule dazu bei, generell über Verhütung zu diskutieren. Was fehlt, sind flächendeckende Finanzierungsangebote, die auch vulnerablen Personen den Zugang zu Verhütungsmitteln ermöglichen.


Verhütung gilt in der Schweiz als Privatsache und wird aus der eigenen Tasche finanziert. Dies stellt einige Personen, darunter vor allem Frauen, vor finanzielle Herausforderungen und schränkt sie in der Wahl ihrer Verhütungsmethode ein. So sind die jährlichen Ausgaben für Langzeitverhütungsmethoden im Vergleich zu anderen Methoden relativ gering. Jedoch übersteigt der Gesamtbetrag oft die Ersparnisse von Bevölkerungsgruppen mit sehr tiefem Haushaltsbudget. Sie sind gezwungen, sich für eine Methode zu entscheiden, die in kleinen Portionen bezahlt werden kann. Das Budget für die Verhütung sparen sich beispielsweise Jugendliche in Ausbildung, Sozialhilfebeziehende oder Working Poor oft von ihrem Grundbedarf ab.

Einzelne Gemeinden bieten Lösungen an, um finanziell schlechter gestellte Personen in Sachen Verhütung zu unterstützen. Ein paar wenige Kantone stellen einen Pauschalbetrag für Verhütungsmittelbereit, über den die Beratungsstellen für sexuelle Gesundheit bei Bedarf verfügen können. Vielerorts fehlt es jedoch nach wie vor an Angeboten, um finanzielle Hürden im Zugang zur Verhütung zu überwinden. Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz deshalb relativ schlecht ab und erscheint im World Contraception Atlas2019hinter Italien, der Türkei und der Ukraine.

SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ fordert vom eidgenössischen Parlament, den Zugang zu Verhütung nicht als Privatsache sondern als öffentliche Gesundheitsfrage zu thematisieren sowie das Postulat Feri und damit eine Analyse der aktuellen Zugangssituation zu unterstützen. Zusätzlich sind Massnahmen für vulnerable Gruppennötig, wie sie die Motion Reynard mit der Gratisverhütung für Jugendliche verlangt. Die Kantone fordert SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ auf, den Beratungsstellen Pauschalbeträge für Verhütung zur Verfügung zu stellen, damit diese, zielgerichtet und wertneutral, vulnerable Personen unterstützen können. Beratungsstellen müssen auch weiterhin mit genügend Personal ausgestattet sein, um die Beratungen anbieten zu können. Und schliesslich haben die Kantone sicherzustellen, dass die ganzheitliche, schulische Sexualaufklärung alle Schüler_innen erreicht.

Medienmitteilung (PDF)