–  Medienmitteilung

Zugang zu Verhütung für alle!

Zugang zu Verhütung ist ein Kernanliegen von SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ (SGCH). Die Dachorganisation der Fachstellen zu sexueller Gesundheit unterstützt deshalb zwei Motionen, die beide den Zugang zu Verhütung verbessern würden und im Juni im Nationalrat und im Grossen Rat des Kantons Bern debattiert werden. SGCH fordert die Schweiz sich nach dem Grundsatz der Agenda 2030 zu orientieren: «Leave no one behind». Bund und Kantone sollen die Verantwortung übernehmen, damit alle Menschen, auch solche, die in prekären Lebensumständen leben, Zugang zu Verhütung haben.

Der Zugang zu Verhütung ist zentral für die Prävention ungewollter Schwangerschaften, für die physische und psychische Gesundheit, für die Selbstbestimmung und persönliche, familiäre, berufliche und wirtschaftliche Bestärkung der Frauen sowie die Verhinderung von Armut. Das Recht darüber zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder man haben möchte ist in zahlreichen internationalen Abkommen enthalten und auch in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verankert.

SGCH hatte während der Covid-19-Pandemie die Möglichkeit, über einen speziellen Fonds, die Kosten für Verhütungsmittel von Personen zu übernehmen, die sich solche selber nicht leisten konnten. Die Erfahrungen wurden im September in einem Bericht ausgewertet. Konkret zeigt sich: Für Menschen in prekären Lebensumständen ist es schwierig, passende Verhütungsmittel zu finanzieren. Damit ist ihre reproduktive Selbstbestimmung eingeschränkt, was zu weiterer Prekarisierung beiträgt. Die Problematik ist nicht neu. Sie hat sich durch die Covid-19-Pandemie nur verschärft.

Zugang zu Verhütung sicherstellen

Im Parlament sind schon verschiedene politische Vorstösse [1] zur Verbesserung des Zugangs zu Verhütung eingereicht worden. An diesem Mittwoch, 9. Juni, wird die Motion 19.3660 «Verhütungsmittel gehören in den Grundkatalog der Krankenversicherung» im Nationalrat debattiert. Im Grossen Rat des Kantons Bern wird ebenfalls in der Sommersession die Motion 2020.RRGR.395 «Für mehr Gerechtigkeit bei der Empfängnisverhütung» behandelt.

SGCH fordert sowohl den Nationalrat wie auch den Grossen zur Annahme der Motionen auf. «Es ist an der Zeit, den Ball nicht weiter einfach hin und her zu spielen. Bund und Kantone sollen die Verantwortung übernehmen und Massnahmen treffen, damit in der Schweiz der Zugang zu Verhütung für alle sichergestellt ist», fordert Susanne Rohner, Verantwortliche Advocacy bei SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ.

Im europäischen Vergleich schneidet die Schweiz in Sachen Zugang zu Verhütung nur gerade mittelmässig ab, vergleichbar etwa mit Italien oder der Türkei . Während die Schweiz zwar in Sachen Zugang zu Informationen und Beratung sehr gut bewertet wird, schneidet sie in Sachen Finanzierung der Verhütungsmittel sehr schlecht ab.

Der European Contraception Atlas 2020, in dem diese Daten erhoben werden, empfehlt konkret, dass die Schweiz sich auf die Kostenrückerstattung für alle Frauen im reproduktiven Alter konzentriert und insbesondere sicherstellt, dass vulnerable Gruppen und Jugendliche abgedeckt sind, wie das in mehreren europäischen Ländern der Fall ist. Verhütung soll als wesentliche Gesundheits-dienstleistung und als Teil der allgemeinen Gesundheitsversorgung behandelt werden.

[1] Mo. 19.3660 Marti Samira: «Verhütungsmittel gehören in den Grundkatalog der Krankenversicherung», Mo. 19.3197 Reynard: «Förderung des Zugangs zu Verhütungsmitteln für junge Menschen» und Po. 20.3998 Porchet «Zugang zu Verhütungsmitteln für alle sicherstellen, auch während einer Krise», Po. 18.4228 Feri Yvonne «Zugang zu Verhütung für alle garantieren»

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